Ein anderes Kind nimmt sich ein Spielzeug oder du entscheidest etwas, was dein Kind gerade nicht möchte und schon passiert es: Dein Kind haut, kratzt, tritt oder beißt. Egal, ob es dich oder ein anderes Kind erwischt: Irgendwann passiert das bei jedem Kind – und das kann uns als Eltern ganz schön verunsichern.
Wenn du dich also gerade fragst, wieso dein Kind haut und was tun kannst, damit es wieder damit aufhört, dann bist du nicht alleine! Fehlende Impulskontrolle und das Erlernen von Strategien im Umgang mit (inneren) Konflikten sind ein ganz normaler Teil der Entwicklung deines Kindes.
In diesem Artikel verraten wir dir, was du tun kannst bzw. was deine Aufgabe ist, wenn dein Kind dich oder andere haut und was du vermeiden solltest, wenn du diese schwierigen Situationen friedvoll begleiten möchtest.
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Wieso schlägt oder beißt dein Kind?
Bevor wir uns jedoch anschauen, wie du dein Kind friedvoll begleiten kannst, wenn es dich oder andere haut, kratzt, tritt oder beißt, ist es wichtig sich klar zu machen WIESO dein Kind gerade so reagiert.
Durch Wissensaneignung kannst du eine Grundhaltung entwickeln, die dir in schwierigen Situationen hilft. Wenn du weißt, dass dein Kind in Momenten, wo es schlägt, kratzt, beißt, haut, nicht anders kann, wirst du dein Kind ganz anders begleiten können, als wenn du denkst, dass es mit Absicht so reagiert und nur deine Geduld und deine Grenzen testen möchte.
Kinder schlagen in den meisten Fällen, weil sie einen inneren Konflikt oder eine große Aufregung noch nicht anders als körperlich ausdrücken können. Selten auch, weil sie Grenzen kennen- und verstehen lernen möchten. Dann probieren sie aus, wann und wie weit sie ihren eigenen Willen durchsetzen können und bitten die involvierten Erwachsenen somit um Orientierung.
4 mögliche Gründe, wieso dein Kind schlägt
Fehlende Impulskontrolle beim Kind
Dein Kind empfindet Frust, Wut oder Trauer
Dein Kind ist überreizt, überfordert oder verunsichert
Dein Kind ist überreizt, überfordert oder verunsichert
Was ist meine Aufgabe, wenn mein Kind haut?
Deine Aufgaben in diesen Situationen:
- Du sorgst für Sicherheit: Denn dein Kind wird in dieser Situation höchstwahrscheinlich nicht einfach aufhören können und haut z.B. immer weiter. Bringe Sicherheit in die Situation, sodass es sich oder andere nicht verletzen kann. Häufig hilft da ein verbales “Nicht hauen” überhaupt nicht, du darfst sofort eingreifen und für Sicherheit sorgen.
- Du begleitest dein Kind und bleibst in seinem Team: Im Team zu bleiben bedeutet nicht, dass alles Verhalten deines Kindes OK ist. Es bedeutet auch nicht, dass du dein Kind alles machen lässt. Du kannst im Team deines Kindes sein, es nicht erniedrigen und dennoch einen sicheren Rahmen aus Führung, Grenzenkommunikation und Auffangen schaffen.
- Du hältst den sicheren Rahmen durch Führung, Grenzenkommunkation und Auffangen
- Du reflektierst dich selbst: Schaue dir genau an, welche Gefühle bei dir aufkommen, wenn dein Kind dich oder andere schlägt, tritt oder beißt und lerne diese Gefühle zu regulieren, da sie nichts mit deinem Kind, sondern mit dir und deiner Geschichte zu tun haben.
Was sollte ich in Situationen vermeiden, in denen mein Kind haut, beißt oder tritt?
Es gibt allerdings auch einige Handlungen, die den Umgang mit der Situation noch weiter erschweren, weswegen du sie unbedingt vermeiden solltest:
- Versuche nicht, in diesen herausfordernden Situationen, in denen dein Kind in Not ist, nach einem konkreten Grund zu suchen. Fragen und Diskussionen rund um das „Wieso tust du das?“ helfen nicht weiter. Hilf deinem Kind stattdessen, indem du es ein verbales und körperliches STOP gibst.
- Erwarte nicht von deinem Kind, dass es diese Situation selbst lösen kann oder sich schon „schnell wieder fängt“. Es ist in großer Not und weiß diese nicht anders auszudrücken, also hilf ihm und begleite ihn. So schenkst du deinem Kind Orientierung, wie es mit sich und anderen umgehen kann.
- Bitte vermeide Strafen, Schuldzuweisungen und Erniedrigungen. Auch ein Kind, das haut, „provoziert“, beißt oder tritt, ist in Not und braucht Hilfe.
Dein Kind verstehen und begleiten
Wichtig ist, dir immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass dein Kind nicht bewusst schlägt, beißt, kratzt oder tritt. Dieses Verhalten hat nichts damit zu tun, dass es böse oder aggressiv ist, sondern sich in akuter Not befindet. Also z. B. überfordert, unsicher oder überreizt ist und ihm zudem die Impulskontrolle fehlt. Es braucht dann dringend deine emotionale und oft auch körperliche Begleitung.
Es darf wüten, weinen und frustriert sein. Du gibst ihm den Rahmen, seine Not auszudrücken und gleichzeitig es selbst und andere zu schützen, indem du es emotional und körperlich begleitest. Erwarte jedoch nicht, dass dir das jedes Mal und von Anfang an erfolgreich gelingt.
Die friedvolle Begleitung solcher Situationen ist emotionale Schwerstarbeit und erfordert von dir ausreichende Kapazitäten.